Kirschkern-Kissen kaufen hilft Mädchen und Jungen, die gegen Krebs ankämpfen

Seit einem Jahr kooperiert das Bad Lausicker Unternehmen Dr. Junghans Medical GmbH mit der Elternhilfe für krebskranke Kinder in Leipzig. Diese Kontakte zu intensivieren, ist für den dringend auf Spenden angewiesenen Verein und das Unternehmen, das seit Jahrzehnten deutschlandweit und darüber hinaus im Bereich Pflege aktiv ist, erklärtes Ziel.

Die Diagnose Krebs verändert alles. Junge Patienten, ihren Eltern und Geschwistern zur Seite zu stehen, Mut zu geben, Unterstützung zu organisieren: All dem widmet sich der 1990 von betroffenen Eltern – darunter aus Bad Lausick – gegründete Verein. „Wir versuchen all das abzudecken, was über die klinisch-pflegerische Versorgung hinausgeht“, sagt Kristin Paarmann, Sprecherin der Elternhilfe. Ein 15-köpfiges Team von Psychologen, Therapeuten, Sozialarbeitern und anderen Professionen stehe im Jahr 200 Heranwachsenden und deren Familien zur Seite. Der Bedarf steige; im vergangenen Jahr habe man auch elf vor dem Krieg aus der Ukraine geflüchteten Kindern geholfen. „Die Unterstützung durch die Wirtschaft, aber auch durch viele private Initiativen ist für uns essentiell“, sagt Paarmann. Deshalb sei man glücklich über kontinuierliche Zuwendungen und über neue Partner wie jetzt aus Bad Lausick. „Wir werden deshalb nicht müde, zu trommeln und zu werben.“

Thomas Pollak brauchte nicht lange, um vom Wert des Elternhilfe-Engagements überzeugt zu sein. „Wir haben die Station besucht und uns mit dem Vorstand getroffen. Die Chemie stimmte, und es geht um ein Thema, das uns sehr am Herzen liegt“, sagt der Betriebsleiter der Dr. Junghans Medical GmbH. Pro Kirschkern-Kissen, das das Unternehmen vertreibt, gehen zehn Cent an den Verein. Ein auf der Verpackung aufgedruckter QR-Code führt augenblicklich auf die Elternhilfe-Homepage und zu Informationen aus erster Hand. „Die Kirschkern-Kissen sind sozusagen einer unserer Klassiker, und sie werden geschätzt von jungen Eltern, die ein Baby haben, bis hin zu Senioren.“ Bald könnte es zudem ein Kuscheltier aus Bad Lausick geben: „Etwas, woran sich Kinder festhalten können, wenn sie plötzlich in eine Krebstherapie müssen.“ 

Pollak zollt den Verein höchsten Respekt: „Was hier geleistet wird, ist unverzichtbar. Er fängt die Menschen auf.“

Thomas Pollak, aufgewachsen im österreichischen Linz an der Donau, wurde von Dr. Roland Junghans im vergangenen Jahr nach Bad Lausick geholt. Mit Medizinprodukten hatte er vordem keine Berührung. Er etablierte für einen großen österreichischen Möbelhändler in Süd- und Westdeutschland ein Filialnetz. „Das hat sehr viel zu tun mit Einkauf, Logistik, Management. Davon kann ich unbedingt zehren“, sagt er. Die Bad Lausicker beliefern Krankenhäuser und Pflegeheime, Apotheken und Sanitätsfachgeschäfte sowie den Großhandel mit diversen Pflegeprodukten – von der Babybürste über Inhalatoren und Tabletten-Teilern bis zu Trinktassen. Vieles wird vor Ort oder bei beauftragten Firmen hergestellt, vieles aber im europäischen Ausland und in Übersee eingekauft. 

Um das Dr. Junghans Medical Sortiment zu auszubauen, gibt es in Bad Lausick eine eigene Entwicklungsabteilung, die CareArt. Die aktuelle Kreation basiert auf Moor, eine Referenz an die Bad Lausicker Kur, bei der im Laufe ihrer 200-jährigen Geschichte Moorerde lange eine tragende Rolle spielte. „Unser Rückgriff darauf ist deshalb keinesfalls zufällig, doch Bad Lausicker Moor ist in unserer Moorbad-Serie nicht enthalten“, sagt Pollak. Voraussichtlich ab Mai sollen das Badekonzentrat und eine Moor-Maske in den Handel kommen: „Es laufen die letzten der sehr umfangreichen Tests.“ Zudem setze man jetzt auf die Entwicklung einer Wundsalbe, die speziell Inkontinenz-Patienten helfen soll.

„Der globale Markt ist im Moment sehr spannend. 2022 waren die Transportkosten sehr hoch. Deshalb haben wir verstärkt in Europa eingekauft statt in Fernost“, sagt Pollak, der ein Team von 45 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern leitet. Verpackungsaufträge und Näharbeiten würden in fünf Werkstätten für behinderte Menschen, unter anderem in Geithain und Grimma, erledigt: „Wir machen das gern. Die Werkstätten wünschen sich Arbeit.“ Pläne für eine Kunststoffteilproduktion in Bad Lausick hat das Unternehmen erst einmal zurückgestellt; sie wäre aufgrund der Energiepreise und der nötigen Auslastung zurzeit kaum effizient. Dafür wird in den nächsten Wochen Baurecht erwartet für ein neues Büro- und Lagergebäude an der Käthe-Kollwitz-Straße. Ein Baustart im Jahr 2023 ist aber eher unwahrscheinlich.